Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 



 

20.07.2023 – Verkündung sog. China-Strategie am 13.07.23:


Von den Sonderbarkeiten, geschäftlich einträgliche Beziehungen unter
politischem Vorbehalt zu stellen


Ministerin Baerbock verkündet: keine Abkopplung von China und dessen Markt (man weiß schließlich, was das Kapital deutscher Nation erst mal von dem Riesenmarkt der Volksrepublik hat, nämlich fast unerschöpfliche Bereicherungsmöglichkeiten!), aber Verringerung der Abhängigkeit von China bzw. damit einhergehender "Risiken". Erst mal ist festzuhalten, dass geschäftliches Engagement im Ausland grundsätzlich Vorbehalten des jeweiligen Staates unterliegen. Eintrittsvoraussetzung bzgl. fremder Märkte ist die Lizensierung durch den jeweiligen Staat, die dieser genauso gut wieder stornieren, unterbinden kann. Überhaupt Vermeidung von "Risiken", dass der fremde Souverän geschäftliche Beziehungen bis hin als politisches Instrument einsetzt, hieße, gar nicht erst in auswärtige Märkte zu gehen.

Die Politik schlägt sich damit rum, das sie Außenhandel und Kapitalverkehr als zusätzliche Reichtumsquellen zu nutzen gedenkt, mögliche politische Beschränkungen diesbezüglich u.U. einiges abwürgt. Deswegen kommen sie heutzutage darauf, auf Diversifizierung zu machen, was allerdings dem Kalkül der Kapitalisten entgegenstehen kann, weil andere auswärtige Standorte nicht in gleicher Weise als geschäftstauglich eingestuft werden. Hinzu kommt, dass die "Risiken" aus Abhängigkeit allenfalls verteilt werden, die Länder, auf die man in Sachen Geschäfte ausweicht, genauso politische Handhabe gegen den Kommerz haben. Da kommt allerdings den Metropolen entgegen, alternativ Geschäfte mit solchen Ländern anzubahnen oder auszubauen, die z.B. in Sachen Rohstoffe regelrecht drauf angewiesen sind, diese ans westliche Kapital zu verscherbeln.

Und wie soll Diversifizierung praktisch gehen, wenn dies nicht als regelrechte politische Vorschrift erfolgen soll, sondern immer noch dem freien Ermessen kapitalistischer Unternehmen unterstehen soll. Ein Sonderfall ist die Abschneidung vom russischen Gas-und Ölbezug per politischen Beschluss der hiesigen Obrigkeit als wirtschaftliche Waffe gegen Russland, wo den Gas- und Ölbeziehern hierzulande nichts anderes übrig blieb, als auf die Quellen zurückzugreifen, die die Politik z.B. in Form von Flüssiggas neu im Ausland erschließt. Die Unternehmen sollen im Rahmen der China-Strategie sozusagen vorbeugend, ohne das von China wirtschaftlich Bedrohliches ansteht, "Risiken" eingrenzen oder sogar vermeiden. Ein politischer Wegweiser soll wohl sein, dass der Staat klarstellt, im Krisenfall nicht für Unternehmensverluste einzustehen. Man wird sehen, wie die Unternehmen ihr "Risikomanagement" letztlich abwickeln - jedenfalls steht von ihrem ökonomischen Egoismus her nicht zu erwarten, dass sie so ohne Weiteres von ertragreichem Auslandsengagement ablassen.

Die dt. Politiker entdecken umgekehrt das eigene Erpressungspotential in Richtung China. Explizit spricht Baerbock hier die Taiwan-Frage an: das Interesse Chinas am europäischen Markt als Druckmittel einsetzen, die chinesische Taiwan-Politik auf die Vorgaben aus Berlin und Brüssel auszurichten. Dies hieße wiederum blöderweise, auf zuverlässige und gewinnträchtige Importe zu verzichten. Aber darin haben sie ja schon Übung: wenn es gegen einen anderen Staat geht, nehmen sie wirtschaftliche Einbrüche als politische Waffe gegen diesen in Kauf.