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Deutsche Arbeitsmarktpolitik


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13.10.22 – Bundestagsdebatte zum Bürgergeld:



Zu den offiziellen und oppositionellen Lügen und Gemeinhei-
ten in Sachen Einführung des Bürgergeldes anstelle von Hartz IV


Nach Arbeitsminister Heil:










Bürgergeldeinführung sei „größte Sozialreform seit 20 Jahren“. Es ginge um verlässliche soziale Absicherung für Leute in Not. Das Bürgergeld soll dafür sorgen, dass die Leute dauerhaft aus der Not wieder herauskommen.

Wer sorgt wohl wie dafür, dass Leute überhaupt in existentielle Not geraten? Das schöne marktwirtschaftliche System mit seinen Rechnungen, die Leute mal gewinnbringend einzusetzen, mal als unrentabel auszustellen – was der Staat nicht erst unter Heil explizit gestattet. Von wegen Absicherung: im Prinzip bleibt es beim Almosencharakter der großartigen sozialen Hilfe wie unter Hartz IV. Das ist nämlich ein Stück Kontinuität von Hartz IV her im Übergang zum Bürgergeld: die erpresserische Wirkung staatlich zugeteilter ärmlicher Geldmittel, unbedingt auf lohnarbeitende Beschäftigung zu setzen, weil Bürgergeld wie Hartz IV-Satz das Überleben zur Hölle auf Erden machen, selbst beim Nötigsten Abstriche gemacht werden müssen.

Für Heil ist es keine zynische Quadratur des Kreises, dass das vom Staat lizensierte Lohnarbeitssystem beständig einschließt, dass die Gewinnemacherei der Unternehmen und die Existenznotwendigkeit der Abhängigen sich derart absolut ausschließen wie im Falle von unternehmerseitig produzierter Erwerbslosigkeit – und gleichwohl die Leute Lohnarbeit sich in unbedingter Weise zum Mittel zu machen haben, um an ihre Lebensmittel gelangen. Die Leute sollen sich das absurd-zynische angelegen sein lassen, als durch die Anwendung als Profitquelle Ausgestellte diese zugleich als Hebel für die Überwindung ihrer Not anzusehen.

Seinen Optimismus nimmt der Heil daher, dass seine Lieblingsbürger auf der Kapitalseite ihren Arbeitsleutebedarf immer wieder neu/anders definieren: Jetzt soll ja aktuell sein, dass das Kapital über „Fachkräftemangel“ klagt, weshalb seine Bürgergeldreform den Fokus darauf lenkt, mittels Weiterbildung mehr/besser auf die Unternehmerkalkulationen hin die Leute herzurichten. Ob sie gebraucht werden, zu welchen Bedingungen, dass gar nicht außer Kraft gesetzt ist, dass des Heils Arbeitsamtsklientel trotz hervorragender Qualifikation wiederholt dem Profit zum Opfer fallen, ist für den Sozialreformer nicht der Rede wert oder: spornt ihn um so mehr an, die Leute hineinzubugsieren in das System kapitalistischer Ausnutzerei.

Die Kritik der rechten parlamentarischen Opposition, dass die Betreffenden mit dem Bürgergeld zu „Inaktivität“ verurteilt würden, ist einerseits eine vorsätzliche Lüge: der klare Kompass für die Loser der Marktwirtschaft ist, sich den Anforderungen der sog. Arbeitgeber unablässig gemäß zu machen – dazu sanktionsbewehrte Mitwirkungspflichten den Leuten Beine machen. Andererseits: die gemeine Kritik nimmt Maß an einem noch härteren Herannehmen der Erwerbslosen. Da wird eine Modifikation des Sanktionswesen, eine Art Gnadenfrist, darüber hinausgehend die schärferen Strafmaßnahmen wieder greifen, wie ein Ausruhen im sozialen Netz herbeigelogen.