Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 



14.04.2024 - Nach dem Drohnen- und Raketenangriff Irans auf Israel:


Zur Lügenhaftigkeit des diplomatischen Dogmas von "Stabilisierung/
Deeskalation" der Lage in Nahost.


Es ist schon seit längerem bekannt, dass sich Israel und Iran spinnefeind sind: und zwar hinsichtlich der beanspruchten machtpolitischen Regie über den Nahen Osten; es geht um eine Konkurrenz in Sachen regionaler Vorherrschaft im Orient. Israel hat zuletzt die entsprechende gründliche Respektlosigkeit gegenüber dem iranischen Rivalen bezeugt, indem es die iranische Souveränität in Gestalt der diplomatischen Repräsentanz in Syrien samt ranghohen Militärs Irans herausgefordert hat per militärischen Anschlag. Und genau in dem Sinne nimmt es die iranische Führung: Israel provoziert damit den Vergeltungsschlag, den Teheran seinem Selbstbehauptungsstandpunkt schuldig sei. Und der Westen, allen voran die USA, spekulieren regelrecht auf die militärische Antwort des Irans.

Wenn die Eskalation dann eintritt, stellen sich die Westler auf den scheinbar überparteilichen Standpunkt eines Kontrollbedarfs unter diplomatische Titel wie Stabilisierung/Deeskalation - nämlich das angesichts dessen, wie sie zugleich mit Demonstrationen der unbedingten Unterstützung Israels dem Judenstaat die Freiheit einräumen, wie der mit seinen Feinden umspringt. "Stabilisierung/Deseskalation" meint deshalb realiter eine einseitige Leistung Teherans: die Unterwerfung Irans unter die Vorherrschaftsambitionen Israels und der westlichen Vormacht.

Im Ergebnis der iranischen Attacke hat der politische Pate der USA gleich seine kompromisslose anfeindende Linie gegenüber Teheran durchblicken lassen: Iran habe hohen Preis für den Angriff zu zahlen; dieser werde mit entsprechender Reaktion beantwortet - wo Zeit und Art des kriegerischen Gegenschlages noch offen seien. Zwar distanziert sich der mächtige amerikanische Protege Israels von einem großen Krieg mit dem Iran; Israel daran zu hindern, dies haben die USA nicht vor; aktiv mittragen wollen sie den nicht, offenbar von einem übergeordneten Interesse der Amis her: Weltpolizist im alten Stil wollen sie nicht mehr sein; die kriegsträchtige Tangierung ihres Status als Supermacht fassen sie heutzutage enger (das Paradestück liefern die Trumpisten, die selbst eine Auseinandersetzung mit einer anderen Großmacht an Hand des Fleckens Ukraine nicht als Handlungsbedarf sehen, die die USA ihrer dominierenden globalen Rolle schuldig seien).


16.4.24 - Nachtrag zum Israel-Besuch von Baerbock:

Wie zur Bestätigung des oben Ausgeführten zum politischen Verlangen gegenüber dem Iran unter dem Slogan "Deeskalation" hört man von der Außenvertreterin des dt. Imperialismus:
Uneingeschränkte Solidarität mit Israel; d.h. Israel habe jedes Recht, sich gegen jeden Widerstand gegen seinen nahöstlichen Imperialismus waffenstarrend aufzustellen und ggf. zuzuschlagen.
Eskalation müsse verhindert werden - und zugleich: Iran müsse Einhalt geboten werden; d.h. Iran habe den Durchsetzungsanspruch Israels als regional bestimmende Macht samt kriegerischem Wüten sang- und klanglos hinzunehmen und jedes Streitigmachen seiner beanspruchten nahöstlichen Vormachtrolle aufzugeben - umgekehrt der Zurechtstutzung zum unbedeutenden politischen Status sich zu fügen.