Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 



 

16.10.23 – Zur Bundestagsdebatte über Hamas vs. Israel am 12.10.23

 
Zur staatsoffiziellen Rechtfertigung des Kriegseinsatzes Israels
im Gaza aufbauend auf der Unwahrheit eines Schutzauftrages
gegenüber den Juden


Herausgegriffen und einer argumentativen Überprüfung unterzogen werden soll ein zentrales Moment der staatsoffiziellen und öffentlichen, gutheißenden Begründung der Kriegseinsätze Israel in den besetzten Gebieten:

Israelische Kriegsgewalt sei völkerrechtliche legitime Gewaltanwendung: unbedingtes Recht auf Verteidigung.
Das unhinterfragbare "Selbstverteidigungsrecht" Israels begründe sich aus dem Holocaust des 3. Reiches mit seiner massenhaften Ermordung von Juden im Staatsauftrag damals. D
eswegen sei es okay, dass sich Israel als Schutzmacht aller Juden in Gestalt kriegerischer Behauptung begreife.

Was das erste betrifft, so geht dies ohnehin von der Einteilung der Welt in lauter Gewaltmonopolisten und deren kriegsträchtige Konkurrenz um Macht und Einfluss als selbstverständliche Prämisse aus - und die Staatenwelt hat sich im Völkerrecht eigens ein Instrument geschaffen, um noch den größten gewaltbeladenen Brutalitäten von Staaten gegeneinander die rechtlichen Rechtfertigungstitel zu verschaffen. Insofern sich mit dieser völkerrechtlichen Messlatte von jedem im Gegeneinander von Staaten verfolgten Zwecken getrennt wird, es einzig um die Legitimität von kriegerischen Grausamkeiten und solchen Feinheiten wie Wahrung der "Verhältnismäßigkeit" bei den staatlichen Zerstörungswerken gegen Land und Leute des feindlichen Gegenüber geht, welche militärischen Gewaltakte die Staaten als Mittel einsetzen, so sie sich mal wieder absolut unverträglich sind, wird sich diese "Argumentationsebene" gar nicht erst zu eigen gemacht.

Das Narrativ von Israel als "Schutzstätte" aller Juden erweist sich bei näherer Betrachtung als Zynismus par excellence, seit Jahrzehnten als ideologisches Mantra für ein unbedingt gutes Verhältnis zum Staat Israel zum Besten gegeben. Ein Staat, der seine Gründung und Bestand als Kriegsprogramm gegen die im Nahen Osten ansässige palästinensischen Bewohner und arabische Staaten praktiziert, also Landnahme, Tod und Zerstörung das Mittel der Durchsetzung und Behauptung eines israelischen Staates sind, dies ginge nach Selbstverständnis deutscher Nation, wonach die israelische Staatsräson sogar Bestandteil der hiesigen sei, deswegen in Ordnung, weil man sich dafür guten Gewissens darauf beruft, dass Juden massenhaft Opfer nationalsozialistischer Herrschaft geworden sind.

Es wird als unausrottbare Unwahrheit präsentiert, ein Staat der Juden ginge darin auf, schlicht Schaden in Bezug auf die gewöhnlichen Angehörigen einer jüdischen Nation mit Hinweis auf den Holocaust vor Jahrzehnten abzuwenden. Die Errichtung einer israelischen Monopolgewalt, als feindliches Gründungsprogramm gegen die Araber militärisch durchgefochten und bis heute nicht abgeschlossen (siehe z. B. die militante Siedlerbewegung), als Heimstatt aller Juden hat ihrem Kern nach seine Bestimmung darin, was jedem Staatswesen eigen ist: die Sicherung und Zugewinn herrschaftlicher Souveränität, also Entfaltung als Machtkoloss größeren oder kleineren Kalibers - wofür ein jüdisches Volk das Material und ggf. das Kanonenfutter einer über es errichteten Obrigkeit ist. Wer allerdings zwischen sich und seiner Funktion als Werkzeug seines Staates gleich gar keinen Unterschied kennen will, für den steht fest, mit Haut und Haaren, selbstbewusst als wehrhafter Jude sich seinem Staat zu verschreiben. So geht dann das Programm der Heimholung der Juden in einem eigenen Staat als deren "Schutzstätte" bestens zusammen mit entsprechender Rücksichtslosigkeit gegen sich als Teil eines jüdischen Volkes.