Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 



 

30.07.2021 – Zur Vereinbarung USA-Deutschland zu Nord Stream 2:


Keine ausdrückliche Verabschiedung des US-Kampfs gegen Nord
Stream 2 durch USA, welche Gaspipeline unter Zustimmung Deutschlands als Erpressungshebel gegen "aggressives" Verhalten Russlands taugt.


"Mit einer gemeinsamen Erklärung legen Amerika und Deutschland den Streit über Nord Stream 2 bei. Darin versprechen sie der Ukraine Beistand und drohen Russland, sollte es 'Energie als Waffe' einsetzen.
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Während also das Papier,... viele Beistandsbekundungen und Äußerungen des Wohlwollens an die Ukraine und andere mittel- und osteuropäische Länder enthält, taucht Russland lediglich als negativer Akteur auf. Der erste Satz der gemeinsamen Erklärung postuliert die 'Souveränität der Ukraine, deren territoriale Unversehrtheit, Unabhängigkeit und den von ihr eingeschlagenen europäischen Weg'. Der zweite Satz legt Berlin und Washington auf das gemeinsame Bekenntnis fest, 'gegen russische Aggression und russische destruktive Aktivitäten in der Ukraine und darüber hinaus vorzugehen'.
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Die deutschen Verpflichtungen, was zu tun sei, falls Moskau der Ukraine auf dem Energiesektor künftig gezielt schade, beschreibt die gemeinsame Erklärung hingegen ausführlich: 'Sollte Russland versuchen, Energie als Waffe zu benutzen, oder weitere aggressive Handlungen gegen die Ukraine begehen, wird Deutschland auf nationaler Ebene handeln und in der Europäischen Union auf effektive Maßnahmen einschließlich Sanktionen drängen, um die russischen Kapazitäten für Exporte nach Europa im Energiesektor, auch in Bezug auf Gas, zu beschränken, bzw. auf effektive Maßnahmen auf anderen wirtschaftlich relevanten Gebieten.' Weiter unten folgt ähnlich detailliert die deutsche Verpflichtung, mit 'allen verfügbaren Einflussmöglichkeiten“ eine Verlängerung des Gastransitabkommens der Ukraine mit Russland um bis zu zehn Jahre zu erreichen.'"

(https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/russland-und-deutschland-beenden-streit-um-nord-stream-2-17449534.html - 22.07.21)

Der Neue im Weißen Haus gibt sich 'realistisch': eine Pipeline, die so gut wie fertiggestellt ist, ließe sich schwerlich noch verhindern. Als ob dieser Realismus den Biden daran hindern würde, in der Tradition eines Trump, das beanspruchte US-Monopol auf Energiegeschäfte zum Nutzen der Amis konsequent weiterzuverfolgen, wie sein Vorgänger es angeleiert hat: Bestrafung aller Unternehmen und ihrer staatlichen Hüter, Abschneidung derselben von allen Geschäften, wo die USA Zugriff drauf haben. Zudem ist gar nicht ausgemacht, was aus dem bisherigen US-Sanktionsregime gegen Nord Stream 2 wird; explizit ausgesetzt oder beendet wurde es nicht.

Der Smarte in Washington hat sich einen viel weitergehenden 'Coup' einfallen lassen, der den ökonomischen Eigenschaden der BRD mit deren ausdrücklicher Absegnung einschließt: Das, was die USA als "aggressive" Handlungen Russlands identifizieren, daraus folgt für Deutschland/EU die Verpflichtung, "Energie als Waffe" einzusetzen, was den Russen gegen die abtrünnige Ukraine nach Biden verboten ist - bis dahin, unter Verletzung der Verträge zwischen Moskau und Berlin zur Gasdurchleitung durch Nord Stream 2 dieselbe zu stoppen oder jedenfalls merklich einzuschränken, um Putin wieder auf den Weg der 'Tugenden' im Sinne des westlichen Imperialismus zu führen.

Eine spezielle Frechheit haben sie sich in Bezug auf die Ukraine einfallen lassen, das aus dem Einflussbereich Moskau herausgebrochen wurde und die EU ihrem Machtbereich zuordnet, also Russland als veritables Feindesland vor seiner Haustür gilt. Die Imperialisten haben vor, Moskau regelrecht die geschäftlichen Beziehungen mit der Ukraine via der Fortsetzung der Funktion der letzteren als Transitland für Gas oder Öl zum gesicherten Vorteil der Ukraine zu diktieren. Dies ist das Ansinnen, einen im Verhältnis zu Moskau feindlich gesonnenen Staat ökonomisch aufzurüsten oder jedenfalls einen Beitrag dazu zu leisten, also die materielle Grundlage dafür mit zu besorgen, wie dieser neue Partner des Westens sich gegen Russland aufstellt.