Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 




15.03.22 – Offener Brief von Prominenten in Sachen Russland-Sanktionen
(zitiert nach: https://www.campact.de/importstopp)


So geht Kriegsgegnerschaft in 2022:

Im Namen der Menschlichkeit und des Dienstes am Klima die Ruinierung einer fremden Nation per totalem Wirtschaftskrieg befürworten

 

"Die russische Armee führt ihren völkerrechtswidrigen Angriffskrieg mit täglich zunehmendem Terror und Gewalt  gegen die Zivilbevölkerung..."

Schon der Auftakt, sich zu dem Russen-Krieg zu stellen, gibt nicht einen Hauch von Klärung dessen von sich, wie ein russischer Staat mit dem Westen derart fundamental ins Gehege kommt, dass der meint, seinen Status als zu respektierende Macht mit einer Kriegserklärung an eine Ukraine durchzufechten, deren nationale Räson ganz in pure Feindschaft gegen Moskau aufgeht. Der Sprech vom „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“ ist gerade die Methode, die parteilich-propagandistische Tour des Westens, das mit der Mobilisierung des größten Kriegsbündnisses Nato bis an die Grenzen Russlands praktisch in Angriff genommene Programm, eine konkurrierende Großmacht als dieses störende Gebilde niederzuringen, eine höhere Weihe zu verleihen, indem man es unter lauter übergeordneten Rechtstiteln vorträgt, ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass und wie der Westen als mächtige kriegsbereite Partei sich gegen Russland aufstellt. Sich gegen den russischen Krieg auszusprechen unter Benutzung derselben Moralfloskeln des Imperialismus wegen der „Besorgnis“ um die „Menschen in der Ukraine“, stellt sich dumm und dämlich dazu, dass die Massakrierung des menschlichen Materials von Staaten immerzu das für die Betroffene verheerende Mittel ist, die souveräne Existenz der gegnerischen Nation auszulöschen, deswegen das massenhafte Umkommen der Ukrainer auch garantiert nicht den Westen antreibt, vielmehr einiges zur Anheizung des Abschlachtens dazutut, um Russlands Kampffähigkeiten zu schwächen.

"Wir, die Unterzeichner*innen dieses Briefes, finden es unerträglich, diesen Krieg jeden Tag weiter mitzufinanzieren. Wir stehen vor einer Gewissensfrage, die wir mit folgender Forderung beantworten: Erlassen Sie gemeinsam mit den anderen EU-Staaten einen Importstopp für Öl, Gas und Kohle, in Kombination mit einem Programm zur sozialen Abfederung der absehbaren Preissteigerungen. Drehen Sie der russischen Führung den Geldhahn zu!"

Da setzt der Nato-Imperialismus die ökonomische Abschnürung Russlands als mächtiges ziviles Kriegsmittel ein, um die russische Nation in ihren materiellen Grundlagen, ja Überleben zu treffen – in diesem wuchtigen Zerstörungswerk als Angelegenheit der Durchsetzung der höchsten Gewalthaber gegen den anderen, stimmen die Unterzeichner wie von der Warte derselben ein, wiewohl sie wie das übrige Volk eher das von ihrer Obrigkeit in Anspruch genommene Menschenmaterial in Bezug von dessen kriegsförderliches Sanktionsregime sind – legen aber Wert darauf, dass sie für nichts als „Gewissensfrage“ sich aufmachen: seid ihr noch ganz bei Trost, Auseinandersetzungen härtesten Kalibers zwischen Staaten mit der offenen Parteinahme für den Westblock als Ausweis der weltpolitisch Guten seinen Segen zu geben, als Ausfluss des „Mitfühlens mit den Menschen“, wo ihr wisst, wie die ganz normalen Leute im sanktionierten Staat dies als Angriff auf ihre materielle Existenz zu spüren kriegen? Und dass den Leuten hierzulande das Leben und Überleben noch schwerer gemacht wird als Ergebnis eurer Scharfmacherei der von den maßgeblichen Mächten initiierten ökonomischen Ruinierung Russlands, leuchtet euch in zynischer Manier als Solidaritätsakt gegen „Terror und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung“ dahinten ein; also so umstandslos kann es wohl nicht als Sorge um das Wohlergehen der Leute gehen, weil die Inkaufnahme von wie auch immer abzufedernden materiellen Nachteilen von diesen hierzulande als unzweideutigen Adressaten den russischen Bösewicht mit seinem „Terror und Gewalt“ hat.

„Doch all dies sollten uns unsere Freiheit, Sicherheit und das Leben der Menschen in der Ukraine wert sein“:

hier wird endgültig kein Unterschied mehr gemacht zwischen dem, was die exklusiven Anspruchstitel der westlichen Gewalthaber gegen einen diesen entgegenstehenden weltpolitischen Rivalen, nämlich wegen dessen atomwaffenbewehrter Sperrigkeit gegen den schrankenlosen Zugriff auf diesen durch den Westen, und den „Leben der Menschen in der Ukraine“. So hat man sich folgsam, parteiisch für den hiesigen Freiheitsstall einsortiert in dessen weltkriegstaugliche Konfrontation mit dem Rivalen im Osten – alles guten Gewissens wegen der leidenden Menschen, die der Westen auch gekonnt als Kronzeuge ins Feld führt für das über jeden Zweifel erhabene sanktionsmäßige und militärische Zuschlagen gegen den Putin-Staat inklusive der massenhaften Menschenopfer.

"Der Importstopp für Öl, Gas und Kohle muss zugleich der Auftakt für eine Politik sein, die uns in einer ganz neuen Kraft und Geschwindigkeit als bisher aus der Energieabhängigkeit von Despoten und Autokraten befreit und konsequent auf Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und eine Verkehrswende setzt..."

Den Gipfel nicht nur geistiger Verrohung und Gemeinheit erklimmen die Ukraine-Freunde, wenn der totale Wirtschaftskrieg gegen Russlands, also in der Perspektive dessen Vernichtung als Nation, als günstige Bedingung für das Vorantreiben von Energie- und Verkehrswende gutgeheißen wird: der Zweck der Sanktionen bzw. dessen Verschärfung in der Weise, dass die Prominenten unverzüglich Importstop bei Öl und Gas fordern, wird als einzige Gelegenheit begrüßt, ein ganzes Stück weit weniger Fossiles zu verbrennen; also das Perfide, eine kriegerische Konfrontation sich als (Teil-)Sieg fürs Klima zurechtzulegen. So trostlos, eher zum Kotzen führen sich Klima- und Friedensfreunde anlässlich einer Weltaffäre auf, wo angesichts eines puren Kräftemessens der höchsten Gewalthaber um den weltpolitischen Geltungsanspruchs alles als einziges Kampfmittel eingesetzt wird, wo also die absolute Durchsetzung gegen feindlich sich Gegenüberstehende mit den entsprechenden kriegerischen Konsequenzen nur noch die politische Agenda bestimmt.