Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 












10.02.2022 - Zum Agrarkongress des Bundesumweltministeriums im Januar 2022:

Was eine „strategische Neuausrichtung“ der kapitalistischen
Landwirtschaft über die Unbekömmlichkeit derselben für Mensch
und Natur verrät

 

Es ginge um „Neuausrichtung der Agrarpolitik“, um eine „neue strategische Allianz zwischen Umwelt und Landwirtschaft": was für ein vernichtendes Urteil gibt die Politik damit zu erkennen, was ihr kapitalistisch, als Geschäft organisierter Nährstand alles an Zerstörerischem zeitigt? – und zwar offenbar in einem Ausmaß, dass ein Programmpunkt der neuen Agrarpolitik gleich die regelrechte Wiederherstellung und Renaturierung von Böden und Wäldern sein soll. Eine renovierte Düngeverordnung wohl wegen rücksichtloser Bodennutzung zwecks Ertragssteigerung soll ebenso her wie ein Insektenschutzpaket, das davon kündet, dass der Einsatz von allerlei schädlichen Mitteln und Methoden zur Beförderung des Agrargeschäfts auch noch die natürlichen Funktionen von Insekten im Naturhaushalt ruiniert.

Prominenten Stellenwert haben immer wieder synthetische Pflanzenschutzmittel, mit denen kapitalistisch wirtschaftende Bauern hinsichtlich Kosten und Geldertrag eben in der Hinsicht effektiv zu Werke gehen, wenn sie Pflanzenaufzucht betreiben. Die agrarpolitischen Betreuer des nationalen Nährstands drängen hier einerseits auf ordnungspolitische Eingriffe, die sie für nötig befinden, ohne das Prinzip der Kommerzialisierung von Ackerbau und Viehzucht, die der Grund für ruinöse Formen der Bewirtschaftung sind, anzutasten. Daneben locken sie mit einer Umstellung der Subventionierung der bäuerlichen Wirtschaft: statt Prämien nach Maßgabe der Flächennutzung soll mit Fördergeldern ein Anreiz für die „Natur-, Umwelt- und Klimaschutz“ geschaffen werden. Nichtsdestotrotz haben sich die Landwirte auf neue, ihre Kosten- und Überschussrechnungen tangierende Bedingungen einzustellen, die Geschäftemacherei mit Pflanzen und Vieh erschweren – über das jetzige Maß hinaus, wo immer wieder beklagt wird, wie sie mit mickrigen Cent-Beträgen abgespeist werden, wenn per Vermarktung ihrer Produkte durch zwischengeschaltete Großabnehmer Milch, Fleisch und anderes im Regal von Supermärkten landen. Deswegen melden sich auch gleich die Warner vor nachteiligen Einschnitten für die Bauern im Zuge der angesagten Agrarwende zu Wort: nachhaltige Landwirtschaft dürfe nämlich nicht zu Lasten der „Wettbewerbsfähigkeit“ des nationalen Nährstands gehen, dem dieser trotz und mit Umweltauflagen sich zu stellen hätte. Die einen betonen mir ihrer neuen „strategischen Ausrichtung“, dass bei Fortwirkung des die natürliche Umgebung beeinträchtigenden Interesses kapitalistisch Wirtschaftender die letzteren auf ein wenig mehr Rücksicht auf die Grundlagen der Landwirtschaft (Boden, Luft, Klima) festzulegen wären. Die anderen wittern gleich eine Unterordnung des geschäftsträchtigen Gebarens von Bauern unter die politischen Vorgaben in Sachen Umwelt- und Klimaschonung und damit einen teuflischen Angriff auf einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Nation - eine gezielte Übertreibung vom Standpunkt des unbedingten Vorrangs des geschäftlichen Gesichtspunkts bei Ackerbau und Viehzucht:

"Steffen Bilger, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, weist auf die Gefahr hin, dass die Landwirtschaft ‚zum Anhängsel der Umweltpolitik‘ wird. ‚Anders lässt sich die Gastrolle, die Landwirtschaftsminister Özdemir und sein Haus beim Agrarkongress des Umweltministeriums einnehmen, nicht erklären‘, mutmaßt Bilger.“
(https://www.agrarheute.com/politik/oezdemir-lemke-kuendigen-ausstieg-flaechenfoerderung-589411)