Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 











 

25.08.22 - Wirtschaftsprofessor Hickel im Lokalblatt Weser Report am 21.8.22 zu "Energie-
preisschocks" und Rezession (Seite 2):

 

Ein altersweiser Ökonomie-Experte im Ruhestand klärt auf über das Auf und Ab
kapitalistischen Wirtschaftens, hier: derzeitige oder bevorstehende Rezession
im Zuge "Energiepreisschocks" im Gefolge des Wirtschaftskriegs gegen Russland

 

"...Im Herbst droht die Gesamtwirtschaft zu schrumpfen. Mit Kurzarbeit muss wieder gegengesteuert werden."

Was schrumpft da regelmäßig wie es wächst und gedeiht? Ach so: die kapitalistische Geldwirtschaft. Wieso sollte dies denn überhaupt ein Sorgeobjekt sein, wo der schlaue Professor zugleich durchblicken lässt, falsch parteilich, auf wessen Kosten das Geldmachen geht: "Mit Kurzarbeit muss wieder gegengesteuert werden"; was heißt denn gegensteuern? Auszubaden haben die Geld-/Kapitalkrisen das arbeitende Fußvolk im Dienste der Unternehmerschaft. Nämlich mit Lohnverlust je nach dem Grad der betrieblichen Benutzbarkeit, weil die Profiterwirtschaftung für die Unternehmer darbt. Hickel vermerkt gleich positiv, als welches einfallreiches Instrument das Kapital mit staatlicher Unterstützung Kurzarbeit händelt:

"Bevor sie (die Unternehmen) Stellen streichen, werden sie auf Kurzarbeit setzen, damit sie beim Wiederaufschwung genügend Personal haben."

Dies wird gar nicht erst als die Gemeinheit gekennzeichnet, die es darstellt: die lieben Mitarbeiter haben als flexibel einsetzbares Arbeitsmaterial zu funktionieren je nach den Konjunkturen des Geschäfts; reichliches und billiges Arbeiten für den Reichtum der Firma im Aufschwung, absoluter Lohnverzicht im Abschwung, wenn die Leute mit dem Rückgang der Geldplusmacherei weniger gebraucht werden - Entlassungen, also vollständige Entziehung der Existenzgrundlage, übrigens nicht ausgeschlossen. Dass der Staat letztlich mit Steuergeldern/Beiträgen der Lohnabhängigen oder von denen erarbeiteten oder mit ihrer Arbeit fundierten sonstigen Geldquellen des Staates (Staatsschulden) in Form von Kurzarbeitergeld, Aufstockung des gesenkten Lohns "aushilft", verdient keinerlei Glorifizierung: es ist berechnet auf die Bereithaltung der Leute als Ausbeutungsmaterial je nach Bedarf des Kapitals.

Auch der gewerkschaftlichen Lohnpolitik wird die Aufgabe zugesprochen, ihren Beitrag zum Durchgang durch die Rezession beizusteuern. Ohne gleich ein regelrechtes Plädoyer für Lohnzurückhaltung abzugeben, eher so beschönigend den materiellen Angriff auf die Lohnabhängigen betreffend:

"...Letztendlich kommt bei der Höhe des Ausgleichs zur Reallohnsicherung auf die Finanzpolitik eine riesengroße Verantwortung auf die Politik zu.
...sie kann Druck aus den Tarifverhandlungen herausnehmen, wenn sie einen sozialen Inflationsausgleich politisch hinbekommt. Ich bin ein großer Fan des Gaspreisdeckels..."

Also, liebe Gewerkschafter, macht nicht, obwohl alle Gründe dafür sprechen (nämlich die Existenznotwendigkeiten der Leute), in Gänze die exorbitanten Preissteigerungen in den Lohnrunden geltend angesichts dessen, wie die Unternehmen schwer damit zu schaffen hätten, die Kostenexplosion wegen staatlich ins Werk gesetzter "Energiepreisschocks" soweit wie möglich gewinnunschädlich zu stemmen. Denn für die Abfederung der Härten durch "explodierende Energiepreise" wird die Politik für zuständig erklärt - wo für den Professor erst mal abgesegnet ist, wie die Energiesache als west-imperialistischer Gegenangriff gegen vom Westen den Russen nicht gestatteter Einflusspolitik per Krieg veranstaltet wird (nämlich den Russen den Geldhahn abdrehen darüber, dass man deren Gasabsatz boykottiert; der sukzessive Wegfall des Russengases und Verlegung auf andere Gasquellen preistreibend von sonstigen Anbietern auf dem Weltmarkt ausgenutzt wird).

Und eine Mär ist es, die großartigen "Entlastungsprogramme" würden irgendwas an den sozialen Härten als Konsequenz des westlichen anti-russischen Kampfes abmildern: sie haben ertragen zu werden; bei der feststehenden Verarmung und Verelendung zeigt sich der Staat spendabel und leistet sowas wie Opferhilfe mit der Betonung auf Opfer.

Parteigänger der Profitwirtschaft von der Sorte eines Hickel versäumen natürlich nicht, ein "Rettungsprogramm für kleine und mittlere Unternehmen" anzumahnen. Und da setzt er glatt auf die Kreditmacht des bundesdeutschen Gemeinwesens; wer hat der wohl mit seiner Überarbeit/Mehrarbeit zugearbeitet? O-Ton Hickel:

"...wenn man Kredite finanziert, um die Wirtschaft... wieder in Schwung zu bringen, ist das absolut richtig..."