Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 











 

17.08.2022 - "Eklat" beim Abbas-Besuch in BRD:


Verharmlost ein Palästinenser-Führer den Holocaust des 3. Reichs, wenn dieser
Israel ebenso Holocaust-Manieren ("50 Massaker, 50 Holocausts" an seinen Lands-
Leuten seit Gründung Israels) unterstellt?

 

Wenn ein Palästinenser-Führer Israel Holocaust vorwirft analog demjenigen, der als einmaliges Ereignis für das 3. Reich reserviert ist, so kann man dem erst mal unvoreingenommen entnehmen, dass damit auf die Methoden der Behandlung einer als feindlich eingestuften Volkgruppe abgezielt wird: das nicht weniger brutale gewaltsame Vorgehen gegen Araber, mit denen sich Israel absolut nicht vertragen will, die vertrieben wurden aus ihren angestammten Gebieten und seitdem eingepfercht sind unter elenden Bedingungen unter israelischer Besatzung; die Gegenwehr durch die Palästinenser regelmäßig beantwortet wird mit unvergleichlich mehr Opfern und Schäden, als Raketen von Hamas und Konsorten jemals zustandebringen; was der Vergleich mit Hitlers Judenvernichtung nicht hergibt: vergasen tut Israel niemanden, 6 Millionen Opfer hat Israels militärische Übermacht noch nicht vorzuweisen. Was allerdings auch nicht von der Hand zu weisen ist: hinsichtlich der Unerbittlichkeit der Durchsetzung eines staatlichen Interesses an der Ausschaltung von inneren oder äußeren Feinden brauchen sich die israelischen Gewaltensätze hinter anderen Gewalthabern nicht zu verstecken.

Der Vorwurf der Relativierung des Hitlerischen Holocaust gegenüber Abbas macht sich gar nicht an den Ausmaßen oder der Art staatlicher Gräueltaten fest, sondern kommt her von einer prinzipielleren Einordnung der jeweiligen Sorten von Staatsräson: Hitlers Reich gilt für seine demokratischen Nachfolger als einmaliger historischer Sündenfall, Ausbund illegitimer Gewalthaberschaft (nicht zuletzt, insofern die deutsche Nation ins Verderben getrieben wurde; die Hitlerischen Herrschaftsmethoden ganz und gar als unpassend in Bezug darauf gelten, den durchgreifenden Erfolg von Staat, Nation und kapitalistischer Wirtschaft zu organisieren). Bei Israel habe man es dagegen mit legitimer Gewaltanwendung zu tun, die als diese eher verharmlosend als Wahrnehmung berechtigter Sicherheitsinteressen vorkommt, nachdem die israelische Staatsgründung bis heute als Aneinanderreihung von kriegerischen Akten sich darstellt. Gerade der Rechtsnachfolger des 3. Reich hat die unbedingte Freundschaft mit Israel zum regelrechten Bestandteil seiner Staatsräson gemacht; über die politische Läuterung als ehrenwertes demokratisches Gemeinwesen hat sich die BRD als selbstbewusste Nation mit weitreichenden Interessen gemausert, die die ganze Welt für die Zuarbeit für neue Weltgeltung und als ökonomisches Bereicherungsmittel in Beschlag nimmt. - Natürlich, wenn israelischer Gewalteinsatz über alle Zweifel erhaben ist, wiewohl dem einiges an Barbarei im Verhältnis zu den Palästinensern eigen ist, dann kommt man als dieser Parteigänger des Judenstaates zu dem einzig senkrechten Schluss, dass der Vorwurf des Holocaust eine einzige Entgleisung, Verharmlosung, Relativierung der hitlerischen Massenvernichtung sei. Mit einer rationalen Unterscheidung von Zweck und Mittel faschistischer und israelischer Gewalttätigkeit hat dies absolut nichts zu schaffen.

Wenn ein Abbas jetzt zurückrudert und die Einmaligkeit des nazistischen Holocaust nicht in Abrede stellen wollte, dann tritt er die Flucht nach vorn an, weil er weiß, wie abhängig er von dem Zuspruch der Weltmächte für seinen Anspruch auf palästinensische Heimstatt ist (die höchstens unter Oberheit Israels konzediert wird) oder auch nur von deren Zuwendungen für die Überlebensfähigkeit dessen, sich überhaupt als quasi politisches Subjekt betätigen zu können - weshalb die Hetzer gegen die Palästinenser-Administration den Entzug von Finanzmitteln seitens BRD/EU gleich als Erpressungsmittel gegen Abbas und Gefolgsleute entdecken.