Zur ARD-Politsendung „Monitor“ und ihrem
grundverkehrten
Motto „Hintergrund statt
Oberfläche“:
Dass, was Monitor
an Hintergründigem liefert, ist genauso verkehrte
Sicht aufs politische Geschehen wie die Entgegensetzung
zu Oberflächlichem deswegen von einer falschen Alternative zeugt
Vorbemerkung:
Nicht
nur,
dass Monitor komplett durch Abwesenheit des argumentativen
Begründens von etwas glänzt; die Sendung beherrscht auch die
Gemeinheit der Zensur: Despektierliches wird zumindest unter Nennung
des Kommentators zu einem ihrer Themen als nicht seiner
Netiquette entsprechend nicht veröffentlicht statt kritisiert;
Argumente, die den Verdacht links gestrickter Absage an Staat,
Nation, bürgerliches Untertanentum und kapitalistisches
Wirtschaften wie imperialistisches Herumfuhrwerken auf dem
Globus hegen, werden gleich von vornherein aussortiert. Im
Folgenden - Teil 5 - wird anhand ausgewählter Themen
klargestellt, wie fehlerhaft und parteilich die politische
Berichterstattung der Monitor-Macher beschaffen ist.
MONITOR
vom 10.08.2023
Verkehrtes
zur Europapolitik der AfD:
"AfD und Europa: Zurück zur
Großmacht Deutschland?"
MONITOR vom 29.06.2023
Verkehrtes
zu Galeria Karstadt Kaufhof:
"Kaufhof-Pleite: Einer gewinnt
immer"
"....Und jetzt nach Deutschland, wo Tausende Beschäftigte gerade dabei zuschauen müssen, wie ihre berufliche Existenz ruiniert wird. Es sind Frauen zumeist, die jahrzehntelang für die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geschuftet haben, nur um jetzt auf der Straße zu stehen. Viele von ihnen haben auf Lohn verzichtet und immer wieder darauf gehofft, dass es irgendwie doch weitergehen möge; doch für viele ist jetzt endgültig Schluss. In diesen Tagen machen weitere 18 Filialen dicht, ob in Hamburg, Cottbus oder Gelsenkirchen. Nur für einen hat sich das ganze Geschäft offenbar gelohnt. Der Unternehmer René Benko machte ein Milliardengeschäft mit den Immobilien von Karstadt und Kaufhof. Und nebenbei gabs auch noch Hunderte Millionen Steuergelder vom Staat. Die am Ende vor allem seinem Unternehmen nützten, nicht aber den Tausenden Beschäftigten, die jetzt nicht wissen, wie es weitergehen soll..."
„...dass
erst mal Hilfsmaßnahmen innerhalb der Holding organisiert
werden, so dass Herr Benko auf der einen Seite mit seinem
profitablen Immobilienvermögen das nicht profitable Geschäft
stützt...“
(https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/kaufhof-pleite-einer-gewinnt-immer-100.html)
Verkehrtes
zur EU-Flüchtlingspolitik:
"Flüchtlinge sterben lassen?
Rekonstruktion einer Katastrophe"
MONITOR
vom 08.06.2023
Verkehrtes
zu "Fachkräftemangel" und dessen politische Betreuung
Monitor
konstruiert einen Widerspruch zwischen dem Phänomen, dass
zahlreiche Geflüchtete im Zuge Asylverfahrens, auch nur
zuerkanntem Duldungsstatus oder trotz drohender "Rückführung" in
ihre elenden Herkunftsländer hierzulande sogar eine Ausbildung
durchlaufen durften und auf der Grundlage sogar in Lohn und Brot
stehen dürfen (unter welchen restriktiven Voraussetzungen auch
immer) - und dem Umstand, dass die Regierung getrennt von
der Behandlung der Leute als Zufluchtsuchende die Schiene der
Anwerbung von für Deutschland geeigneten Fachleuten fährt.
Der schlaue Einwand gegen solcherart angeblich ineffektive Fachkräftebesorgung: man könne doch längst aus dem Vollen schöpfen und auf hierzulande bereits herangezüchtetes Arbeitsvermögen zugreifen im Wege sog. Spurwechsels; heißt: raus aus dem flüchtlingspolitischen Status rein in einen Pool brauchbar scheinenden Nachwuchses fürs deutsches Kapital und Nation.
Zum
Fehler und den Gemeinheiten der Einlassungen von
Monitor:
Die Sendung teilt den wenig menschenfreundlichen Gesichtspunkt,
der an den Fremden herangetragen wird, dass nämlich in erster
Linie der geschäftliche Nutzen für deutsche Wirtschaft und
Nation an denen interessiert. Als zusätzliche Anschaffer von
Geldreichtum fürs Kapital und für sonst nichts werden die Leute
goutiert, ausgewählt und ggf. zugelassen.
Was den Monitor-Moderatoren wie ein himmelschreiendes Unrecht
vorkommt, zeugt gerade von einer bestechenden staatspolitischen
Logik bei der Sortierung fremden Menschenmaterials: die, die schon
hier sind und sogar in den Genuss von Ausbildung kommen, sind im
Rahmen eines Verfahrens hier gelandet unter dem Aspekt einer flüchtlingspolitischen
Behandlung; Vermittlung von Ausbildung und wie auch immer
begrenzte Arbeitserlaubnis haben hier den Zweck, dass die Leute in
ihren Lagern nicht einfach versauern sollen sowie der Einsparung
von Kosten für deren Lebensunterhalt (bloß nicht in der "sozialen
Hängematte" dieses feinen Sozialstaats hängenbleiben!).
Im
Falle daneben betriebener Anwerbung von Fachkräften ist von Anfang
an eben ein anderer Ansatz im Verhältnis zu Ausländern unterwegs:
ganz losgelöst von einer flüchtlingspolitischen Einsortierung
interessiert hier einzig deren nationalökonomische Brauchbarkeit,
derentwegen sie ausdrücklich staatlicherseits willkommen geheißen
werden.
MONITOR vom 11.05.2023
Verkehrtes zu der inflationären Preissteigerungswelle
Monitor
macht eine Differenz zwischen gerechtfertigten und
ungerechtfertigten Preissteigerungen. Preissteigerungen gingen
dann in Ordnung, wenn sich die Kapitalisten glaubwürdig auf
Ukraine-Krieg und Energiekostenexplosion berufen könnten. Für
Monitor ist es so selbstverständlich wie nichts, dass die i.d.R.
armen Endverbraucher mit ihren knappen Geldbeuteln dem Kapital
seine Kosten einzuspielen haben. Die ziemlich konträr sich
gegenüberstehenden Interessenlagen sind alles andere als der
Auftakt zu einer Kritik, wie hier arme Leute denen da oben die
Geschäfte besorgen.
Monitor kennt aber einen sozial-marktwirtschaftlichen
Moralvorbehalt, wenn gleichzeitig bei den Gewinnmargen kräftig
abgesahnt wird. Als ob es nicht genauso zur kapitalistischen Logik
dazugehört, dass die Verbraucher das an rentablem Wirtschaften zu
zahlen haben, was Unternehmen meinen, dass es der Markt hergibt.
Kapitalisten testen ständig aus, was an mehr Gewinnen durch die
Beschlagnahme der Kaufkraft durchsetzbar ist So also geht
kapital-kritische Distanzierung: das Prinzip der Geschäfte- und
Gewinnemacherei keinesfalls antasten. Aber letztere habe eine
wirtschafts-ethische Grenze.
So dumm kommt einem also eins ums andere Mal eine
falsche Politsendung.