Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 






























08./13./14.12.22 – Reichsbürger-Terrornetzwerk, "Letzte Generation":


Aus der öden Welt der unbedingten Geltendmachung staatlicher
Gewaltsamkeit gegen jede tatsächliche oder auch nur mögliche
Infragestellung derselben


1.
Terrornetzwerk aus der Reichsbürger Szene ausgehoben.

Wenn besonders eifrige Staatsfans mit rechtem Anstrich gegen den existenten Staat auch nur der Möglichkeit nach einen "Staatsumsturz" vorhaben, zwar im Planungsstatus, allerdings ohne wirkliche Potenz, sowas überhaupt in die Tat umzusetzen, kennt das herrschende Gewaltmonopol kein Pardon: sowas gehört als demokratiefeindlicher Terrorismus gnadenlos bekämpft. Wie perfekt die Aufsichtsbehörden darin aufgestellt sind, jeden kleinsten Versuch eines Angriffs auf die hiesigen staatlichen Institutionen von vornherein unschädlich zu machen, haben diese in der gelaufenen und laufenden Säuberungsaktion mal wieder bewiesen. Nachzutragen bleibt, damit nicht auch noch unsereins als Kritiker der rechten wie normalen Staatsfans ins Visier geraten wg. "Verharmlosung" der Reichsbürger bzw. ihrer Terrorzellen: die staatliche Bekräftigung, dass bereits die Absicht eines "Staatsstreich" mit aller Härte rechts-/strafrechtlicher Verfolgung geahndet wird, ist keine Gratulationsadresse wert, weil hier nichts anderes als die legitime Gewaltausübung der demokratischen Obrigkeit gegen für ungesetzlich erklärte für sich sprechen soll, so jedes Nachdenken darüber, warum es überhaupt ein Gewaltmonopol braucht und weshalb sich Fanatiker desselben als alternative Gewalthaber aufbauen, erschlagen wird. Und auch dies soll nicht zu kurz kommen: es ginge gar nicht um die konkrete Erfolgswirksamkeit eines ausgemalten Umsturzes; die Betonung, dass jenseits davon jederzeit die Gefahr bewaffneter Übergriffe bestünde, unterlegt mit dem Beispiel, dass die als Terroristen Überführten sich nicht einfach den Ordnungshütern im Falle von deren Aufsuchen ergäben, soll einem schon wieder dafür einnehmen, dass jede mögliche Anmaßung von als illegal eingestufter Gegengewalt von der einzig berechtigten überlegenen Gewalt im Keim zu ersticken sei; die Gewaltliebhaber sowohl auf der einen als auch anderen Seite sind einem aus oben genanntem Grund von Grund auf suspekt.

Was gibt ein Staatsoberhaupt Steinmeier zu erkennen, dass die schönste aller Staatsformen immer zugleich wehrhaft gegen ihre Anfeindungen sein müsse. Mit Sicherheit nicht, dass und wie aus dem Schoß der geheiligten Demokratie beständig welche erwachsen, die gegen das vermeintlich "schwache" oder "volksverräterische" oder 'undeutsche' Staatswesen sich als selbsternannte Retter der Nation aufspielen. Noch nicht einmal das fällt kritisch auf in Bezug auf die politische Errungenschaft demokratischen Regierens, wie da Übergänge von einst loyalen Staatsbürgern wie sogar Richter und Angehörige der Streitkräfte und Polizei, die bei der Anti-Terror-Razzia ausfindig gemacht wurden, stattfinden, vor lauter Staatsfanatismus der gültigen Staatsräson die Gefolgschaft aufzukündigen. Ein Steinmeier dementiert, ganz ohne jegliches Argumentieren, dass und wie rechtsradikale Blüten auf der Grundlage seines Staates erwachsen, dem dieser vorsteht: mit der Ausgrenzung und strafrechtlichen Verfolgung rechtsextremer Bestrebungen wird demonstriert, dass sowas  mit der demokratischen Verfasstheit absolut nichts zu schaffen habe, auf deren Boden Kritik an dieser aufkommt aus lauter alternativer, rechtsradikaler Sorge um die Nation, die als anti-demokratische verboten und ausgemerzt gehöre mit der geballten Macht des demokratischen Staatsapparates. Deren rigorose Durchsetzung gegen verbotene Gewalt der Rechten soll einem erwärmen für Demokratie und Rechtsstaat, von deren gewaltbewehrte Dauerpräsens jenseits von Spezialeinsätzen gegen Feinde der Demokratie übrigens das ganz normale Innenleben kapitalistischer Nationen lebt?

Und dann noch ein Nachtrag anlässlich der Bundestagsdebatte am 14.12.22 unter dem Slogan "Bedrohung durch Reichsbürger und Rechtsextremisten": Eine Linke Frau Renner weist ausdrücklich zurück, sich darüber zu wundern, dass sich Reichsbürger aus der Mitte der Gesellschaft, wortgetreuer: aus dem bürgerlichen Spektrum heraus rekrutieren würden. Es kommt wie ein Eingeständnis daher, dass man jederzeit damit rechnen müsse, dass im stinknormalen Demokraten ein Extremist schlummern könne - also aus lauter Liebe zu Deutschland der demokratischen Herrschaft nicht (mehr) übern Weg getraut wird. Da wird doch mal zumindest sehr allgemein ein Zusammenhang von Demokratie und feindlichen Bestrebungen gegen dieselbe angedeutet, welche letztere aber nach offiziellen Verlautbarungen absolut gar nichts mit der doch so liberalen, freiheitlichsten etablierten Herrschaftsweise zu tun hätten.


Nachfolgendes nachgetragen am 13.12.22:

2.
Klimaaktivisten des Bündnisses "Letzte Generation": "kriminelle" Protestformen auf den Straßen und Flugplätzen der Nation.
Verkehrsminister Wissing befand es am 8.12.22 für nötig, darüber zu belehren (was wie zu anderen Anlässen eher einer Drohung mit staatlichen Gewalteinsätzen gleichkommt), dass der Staat sich durch die Störung des bundesdeutschen Verkehrs- und Flugwesens als Kampfform von Klimaaktivisten um die Gruppe "Letzte Generation", um besonders drastisch ihren Unmut über die staatliche Klimapolitik (zu lasch sei deren klimapolitische Einsätze angesichts der heraufziehenden Klimakatastrophe) vorzuführen, nicht erpressen lasse. So sehr der Einsatz für Klimarettung allgemein anerkannt ist, die Protestformen der Klimaaktivisten grenzen für den Staat an ein Stück Illegitimierung der einzig legitimen Hoheit und damit an Illegalität. Denn gegen diese außerparlamentarische Minderheit fährt der Wissing die Mehrheit in Gestalt des allein befugten Bundestages auf. Das allenfalls Erlaubte ist das ohnmächtige plakative Vorsichhertragen der Sehnsucht nach dem heilen Klima - am besten sich gleich einreihen ins herrschende Politikmachen, wo die Klimafreunde sich zurechtstutzen zu lassen haben mit ihrem Klimarettungsanliegen, nämlich sich zu relativieren haben daran, was die nationalen Erfordernisse unwidersprechlich vorgeben - sodass ziemlich wenig bis gar nichts von den einstigen Klimaprojekten übrig bleibt: ein mal wieder fälliges Lehrstück über Demokratie.