4.1.20 – Seuchenpolitisches vor Entscheid über Verlängerung harten Lockdowns:
Mit seuchenpolitischen Rezepten sich als für den kapitalistischen Standort dienlichere Alternative präsentieren
Ein Landesfürst aus Sachsen will zunächst daran festhalten, den für ab 16.12.20 verfügten sog. harten Lockdown zu verlängern, damit ‚Lockerungen‘ in Reichweite sein könnten, die auch Bestand haben und nicht über kurz oder lang wieder zurückgenommen werden müssten.
Dies hat allerdings, wie die Chronik des Auf und Ab von Runterfahren und Hochfahren des nationalen Lebens bezeugt, den Haken an sich, dass solange nicht flächendeckend oder ein Großteil der Bevölkerung gegen das Virus immun gemacht ist (die anstehende Impfkampagne soll sich bis in Herbst 2021 hinziehen), trotz weiter bestehender Hilfsmittel gegen die Verbreitung des Erregers diesem fortgesetzt Angriffsflächen geboten wird. – Was also soll die Messlatte sein für nach Vorstellung des Ministerpräsidenten Kretschmer herstellbarer dauerhafter bürgerlicher Normalität? Erstens ist letzteres vom unvoreingenommenen Standpunkt gar nichts erstrebenswertes, wenn wieder in gewohnter Weise die einen ihre Geschäftemachereien auf Kosten der Mehrheit der anderen betreiben – und zweitens rückt dieser sächsische Herrscher offenbar gar nicht von der absurden seuchenpolitischen Logik ab, ein bestimmtes Infektionsgeschehen, messbar gemacht an sog. Inzidenzwert (Anzahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner) als beherrschbar hinzustellen insofern, dass laufend unterstellte neue Infektionen irgendwie verfolgbar, indem die angesteckten Pechvögel aus dem Verkehr gezogen werden (unverfänglich ‚Quarantäne‘ genannt); ohne sicher zu sein, dass die Ansteckungsfälle erneut aus dem Ruder laufen.
Kultusminister der Länder ringen sich zwar noch nicht gleich zur Öffnung der deutschen Bildungsanstalten durch: ein Stufenplan, welche Jahrgänge zuerst wieder in den Präsenzunterricht, für welche Wechselunterricht anstünde, lebt davon, welche Priorität die Vorhaltung der personellen Ressourcen für kapitalistische Wirtschaft und Nation habe und wie dem trotz Kenntnis der nach wie vor wütenden Seuche gleichwohl irgendwie Rechnung getragen werden könne. – Schützenhilfe erhalten sie von Erziehungsexperten oder einem FDP-Generalsekretär (Sendung „Hart, aber fair“, 4.1.20), die sich auf angebliche Benachteiligungen der Jüngeren durch Unterbrechung der für bürgerlichen Schulbetrieb üblichen Selektionsveranstaltungen berufen: nämlich darauf, dass das Sortieren nach erfolgreichen und erfolglosen Absolventen allenfalls zeitweise, seuchenbedingt storniert ist und die Abwesenheit vom regulären Schulunterricht oder ihre unterschiedlich wahrnehmbaren Ersatzveranstaltungen (das mit dem Digitalunterricht, wo die ärmeren Familien finanziell, von der elterlichen Kompetenz und insbesondere derjenigen der jüngeren Schüler her das Nachsehen haben) sich coronabedingt verschärfend bei den Karriereperspektiven bemerkbar machen.