Es kracht mal wieder im
marktwirtschaftlichen Gebälk
Galerie Karstadt-Kaufhof
In Sachen Einstampfung von bis zu ein
Drittel noch bestehender Warenhäuser, nachdem bereits einige
Sanierungen auf Kosten der Belegschaften über Lohnverzicht und
Entlassungen und schon gelaufene etliche Schließungen zu
besichtigen waren, wird man erneut damit bekannt gemacht, wie
das ökonomische Hauen und Stechen um profitable Marktanteile,
die Inbeschlagnahme der notorisch beschränkten Zahlungskraft der
armen Käufermassen regelmäßig Zerstörerisches in Bezug auf
erarbeiteten und auf letzter Stufe der Wertschöpfungskette
zum Verkauf anstehenden Warenreichtums und die materielle
Existenz größeren Umfangs zeitigt. Was dann als zum
marktwirtschaftlichen Gang gehörige Normalität unter Titeln wie
Bereinigung des Wettbewerbs oder wirtschaftliche
Gesundschrumpfung eingereiht wird. Rasant gestiegene
Energiepreise, Kaufzurückhaltung, Immobilienpreise bzw.
abzuführende Mieten an Immobilienhaie verhageln dann die
Rentabilitätsrechnungen einer letzten Spezies von Warenläden
derart massiv, dass der irgendwann der gänzliche Untergang
prophezeit wird. Als Absurdität einer Wirtschaftsweise gilt es
im öffentlichen Bewusstsein gerade nicht, wenn der Reichtum nur
als einer zählt, die Existenz der daran hängenden Arbeitsleute
dann und nur dann ein sowieso allenfalls bescheidenes Auskommen
sich ausrechnen kann (insofern es auf deren Dienstbarkeit an
Kapitaleigentum ankommt), wenn sich dies als Geldwertes bewährt,
genauer in dauerhaft konkurrenzfähigen Geldüberschüssen über
eingesetztes Kapital resultiert.
Die Schlaumeier von der Diagnosefront
schließen dagegen dumm zirkulär daraus, dass sich eine
ganze Kaufhauskette nicht mehr am Markt bewährt, dass
Warenhäuser ein Auslaufmodell seien. Also sollen sie doch Maß
nehmen an ihnen jetzt überlegenen Konkurrenten - als ob nicht
der Überakkumulation, der Nicht-Verwertbarkeit geschaffenen
Reichtums nicht genauso darüber Vorschub geleistet wird, wenn
sich Kaufhauskönige jetzt in den Gefilden der Konkurrenten
tummeln, die ihrer Kaufhauskette gerade den Garaus bereitet
haben.
Bankencrash, Einbrüche im
Kreditgewerbe
Auch das gehört zu den Schönheiten des
kapitalistischen Gewerbes: die Zentralbanken sagen Phase der
Zinsanhebungen zur Bekämpfung der Inflation an. Just wird das
Dilemma Inflationsbekämpfung versus Finanzmarktstabilisierung
ausgerufen.
Im großen Stil führt die aktuelle
Zinspolitik u.a. zur Entwertung oder geringeren Bewertung von
Wertpapieren, die Anlagen von Kundengeldern u.U. im großen Stil
zertifizieren; zur Rettung ihrer Einlagen dringt die
Einlagenkundschaft auf Aus-/Rückzahlung; Wertpapiere dienen auch
als Grundlage/Sicherheit für Kreditgeschäfte, die wegen
entwerteter Papiere zum Erliegen zu kommen drohen bzw. die
betreffende Bank mit für deren Fortexistenz umfänglichen
Kreditkündigungen/Auszahlungsbegehren rechnen muss. Schon ist
von einer Liquiditätskrise bei einer Schweizer Großbank von für
dieser existentieller Bedeutung die Rede. Die Bank darf aber
nicht einfach so crashen, weil davon gleich das ganze
Bankensystem angesichts der wechselseitigen Verflechtung der
Geldhäuser in ruinöser Weise tangiert werden könnte. Also wird
fusioniert mit dem größten Konkurrenten auf Schweizer Boden
(UBS) - und die Notenbank schießt mal eben 100 Mrd. zu diesem
Rettungsmodell zu. Schon werden die finanzkapitalistischen
Sorgen weitergesponnen: ist nicht auch die neue Superbank to big
to fail, sodass es ein Fass ohne Boden zu werden droht, wenn
noch einige 100 Mrd. draufgezahlt werden müssen, um auch dieser
Bank aus ihren Liquiditätsnöten rauszuhelfen. - Eines fällt
dabei auf: per finanziellem Machtwort soll der eigentlich
fällige Crash unbedingt vermieden werden, weil kapitalistische
Gemeinwesen nichts aufs Geld als ökonomisches Verkehrsmittel
kommen lassen; unbedingt in Kraft bleiben muss ein bankenmäßiger
Überbau, der als verselbständigte Bereicherungssphäre gegen die
sog. Realwirtschaft zugleich das Vehikel für letztere ist, ihre
Konkurrenzaffären mit einem Geld, dass sie nicht haben, das
deshalb Kredit heißt, umso schlagkräftiger auszutragen, also
schlicht das System der Ausbeutung aus Lohnarbeit am Laufen zu
halten.
Die finanzpolitisch Zuständigen geben
damit an, wie gut man gerüstet sei gegen neue Finanzkollapse:
eine amtliche Dummheit, weil und insofern das Nichtaufgehen des
ganzen Spekulationsunwesens gar nicht verhindert wird, in diesem
Fall sogar begünstigt wird durch die Geldanstalten und ihre
Zinspolitik, aber die Geldhüter sind zur Stelle, dass das
Weiterwirtschaften mit der Geldmaschinerie seine unbedingte
Gültigkeit bescheinigt kriegt, sodass das Auf und Ab des
Kreditgeschäfts, also das absurde Wechselbad von spekulativen
(Neu-)Aufbau und Vernichtung von Finanzgeschäften inklusive der
zerstörerischen Wirkungen auf die produktive Reichtumsschaffung
bei den Industriellen und Handwerksgewerben wieder seinen Lauf
nehmen kann.
Nachdem eine Wiederholung der Finanzkrise
wie 2008 vehement ausgeschlossen wird, weil die gegenwärtige
"Finanzmarktinstabilität" weniger wie damals die ineinander
verschachtelten Finanzprodukte betreffe, erfährt man, dass sich
vermehrt das Phänomen ausbreitet, dass nicht nur Privatleute,
sondern Unternehmen ihre Kredite nicht mehr bedienen können -
oder die Kreditausreichung stockt wegen deren Verteuerung.
Letzteres ist durchaus beabsichtigt von höherer Stelle der
Zentralbanken, wie es heißt zum Eindämmen der allgemeinen
Preissteigerungen. Und dass soll nicht schon wieder eine
marktwirtschaftliche Absurdität sein: zum Erhalt des Werts des
Euros, der über die allgemeine Teuerung, ohne das wirklicher
Kapitalreichtum hinzugekommen wäre, unterminiert zu werden
droht, nehmen die Zentralbänker eine allgemeine
Wirtschaftsflaute einschließlich Bankenkrise offenbar regelrecht
in Kauf, wenn im großen Stil Einbrüche beim Kreditgebaren
drohen, ausgerechnet dem entscheidenden Mittel kapitalistischer
Konkurrenzgeierei, nämlich zur finanzstarken Unterfütterung von
Produktivitätsvorsprüngen vor der Konkurrenz. Dann machen sich
die Geldaufseher an dem Widerspruch zu schaffen, dass einerseits
die Preisexplosionen durch Zurückfahren der Kreditschöpfung,
Eindämmung der Geldmengenausweitung eingegrenzt werden sollen,
zugleich gegenläufig dazu mehr Liquidität seitens der
Notenbanken zur Finanzmarktstabilisierung ins Bankensystem zu
pumpen wäre.