Tages-Politik - Analyse und Kritik

 
 













22.03.23 - Galerie Karstadt-Kaufhof - Düstere Wolken übern Finanzgewerbe

Es kracht mal wieder im marktwirtschaftlichen Gebälk


Galerie Karstadt-Kaufhof

In Sachen Einstampfung von bis zu ein Drittel noch bestehender Warenhäuser, nachdem bereits einige Sanierungen auf Kosten der Belegschaften über Lohnverzicht und Entlassungen und schon gelaufene etliche Schließungen zu besichtigen waren, wird man erneut damit bekannt gemacht, wie das ökonomische Hauen und Stechen um profitable Marktanteile, die Inbeschlagnahme der notorisch beschränkten Zahlungskraft der armen Käufermassen regelmäßig Zerstörerisches in Bezug auf erarbeiteten und auf  letzter Stufe der Wertschöpfungskette zum Verkauf anstehenden Warenreichtums und die materielle Existenz größeren Umfangs zeitigt. Was dann als zum marktwirtschaftlichen Gang gehörige Normalität unter Titeln wie Bereinigung des Wettbewerbs oder wirtschaftliche Gesundschrumpfung eingereiht wird. Rasant gestiegene Energiepreise, Kaufzurückhaltung, Immobilienpreise bzw. abzuführende Mieten an Immobilienhaie verhageln dann die Rentabilitätsrechnungen einer letzten Spezies von Warenläden derart massiv, dass der irgendwann der gänzliche Untergang prophezeit wird. Als Absurdität einer Wirtschaftsweise gilt es im öffentlichen Bewusstsein gerade nicht, wenn der Reichtum nur als einer zählt, die Existenz der daran hängenden Arbeitsleute dann und nur dann ein sowieso allenfalls bescheidenes Auskommen sich ausrechnen kann (insofern es auf deren Dienstbarkeit an Kapitaleigentum ankommt), wenn sich dies als Geldwertes bewährt, genauer in dauerhaft konkurrenzfähigen Geldüberschüssen über eingesetztes Kapital resultiert.

Die Schlaumeier von der Diagnosefront schließen dagegen dumm zirkulär daraus, dass sich eine ganze Kaufhauskette nicht mehr am Markt bewährt, dass Warenhäuser ein Auslaufmodell seien. Also sollen sie doch Maß nehmen an ihnen jetzt überlegenen Konkurrenten - als ob nicht der Überakkumulation, der Nicht-Verwertbarkeit geschaffenen Reichtums nicht genauso darüber Vorschub geleistet wird, wenn sich Kaufhauskönige jetzt in den Gefilden der Konkurrenten tummeln, die ihrer Kaufhauskette gerade den Garaus bereitet haben.



Bankencrash,  Einbrüche im Kreditgewerbe

Auch das gehört zu den Schönheiten des kapitalistischen Gewerbes: die Zentralbanken sagen Phase der Zinsanhebungen zur Bekämpfung der Inflation an. Just wird das Dilemma Inflationsbekämpfung versus Finanzmarktstabilisierung ausgerufen.

Im großen Stil führt die aktuelle Zinspolitik u.a. zur Entwertung oder geringeren Bewertung von Wertpapieren, die Anlagen von Kundengeldern u.U. im großen Stil zertifizieren; zur Rettung ihrer Einlagen dringt die Einlagenkundschaft auf Aus-/Rückzahlung; Wertpapiere dienen auch als Grundlage/Sicherheit für Kreditgeschäfte, die wegen entwerteter Papiere zum Erliegen zu kommen drohen bzw. die betreffende Bank mit für deren Fortexistenz umfänglichen Kreditkündigungen/Auszahlungsbegehren rechnen muss. Schon ist von einer Liquiditätskrise bei einer Schweizer Großbank von für dieser existentieller Bedeutung die Rede. Die Bank darf aber nicht einfach so crashen, weil davon gleich das ganze Bankensystem angesichts der wechselseitigen Verflechtung der Geldhäuser in ruinöser Weise tangiert werden könnte. Also wird fusioniert mit dem größten Konkurrenten auf Schweizer Boden (UBS) - und die Notenbank schießt mal eben 100 Mrd. zu diesem Rettungsmodell zu. Schon werden die finanzkapitalistischen Sorgen weitergesponnen: ist nicht auch die neue Superbank to big to fail, sodass es ein Fass ohne Boden zu werden droht, wenn noch einige 100 Mrd. draufgezahlt werden müssen, um auch dieser Bank aus ihren Liquiditätsnöten rauszuhelfen. - Eines fällt dabei auf: per finanziellem Machtwort soll der eigentlich fällige Crash unbedingt vermieden werden, weil kapitalistische Gemeinwesen nichts aufs Geld als ökonomisches Verkehrsmittel kommen lassen; unbedingt in Kraft bleiben muss ein bankenmäßiger Überbau, der als verselbständigte Bereicherungssphäre gegen die sog. Realwirtschaft zugleich das Vehikel für letztere ist, ihre Konkurrenzaffären mit einem Geld, dass sie nicht haben, das deshalb Kredit heißt, umso schlagkräftiger auszutragen, also schlicht das System der Ausbeutung aus Lohnarbeit am Laufen zu halten.

Die finanzpolitisch Zuständigen geben damit an, wie gut man gerüstet sei gegen neue Finanzkollapse: eine amtliche Dummheit, weil und insofern das Nichtaufgehen des ganzen Spekulationsunwesens gar nicht verhindert wird, in diesem Fall sogar begünstigt wird durch die Geldanstalten und ihre Zinspolitik, aber die Geldhüter sind zur Stelle, dass das Weiterwirtschaften mit der Geldmaschinerie seine unbedingte Gültigkeit bescheinigt kriegt, sodass das Auf und Ab des Kreditgeschäfts, also das absurde Wechselbad von spekulativen (Neu-)Aufbau und Vernichtung von Finanzgeschäften inklusive der zerstörerischen Wirkungen auf die produktive Reichtumsschaffung bei den Industriellen und Handwerksgewerben wieder seinen Lauf nehmen kann.

Nachdem eine Wiederholung der Finanzkrise wie 2008 vehement ausgeschlossen wird, weil die gegenwärtige "Finanzmarktinstabilität" weniger wie damals die ineinander verschachtelten Finanzprodukte betreffe, erfährt man, dass sich vermehrt das Phänomen ausbreitet, dass nicht nur Privatleute, sondern Unternehmen ihre Kredite nicht mehr bedienen können - oder die Kreditausreichung stockt wegen deren Verteuerung. Letzteres ist durchaus beabsichtigt von höherer Stelle der Zentralbanken, wie es heißt zum Eindämmen der allgemeinen Preissteigerungen. Und dass soll nicht schon wieder eine marktwirtschaftliche Absurdität sein: zum Erhalt des Werts des Euros, der über die allgemeine Teuerung, ohne das wirklicher Kapitalreichtum hinzugekommen wäre, unterminiert zu werden droht, nehmen die Zentralbänker eine allgemeine Wirtschaftsflaute einschließlich Bankenkrise offenbar regelrecht in Kauf, wenn im großen Stil Einbrüche beim Kreditgebaren drohen, ausgerechnet dem entscheidenden Mittel kapitalistischer Konkurrenzgeierei, nämlich zur finanzstarken Unterfütterung von Produktivitätsvorsprüngen vor der Konkurrenz. Dann machen sich die Geldaufseher an dem Widerspruch zu schaffen, dass einerseits die Preisexplosionen durch Zurückfahren der Kreditschöpfung, Eindämmung der Geldmengenausweitung eingegrenzt werden sollen, zugleich gegenläufig dazu mehr Liquidität seitens der Notenbanken zur Finanzmarktstabilisierung ins Bankensystem zu pumpen wäre.