Gewerkschaften für mehr Arbeitsschutz anlässlich
Corona-Ausbrüchen im Schlachtge-
werbe – 10.5.20
Wegen sich häufender Infektionszahlen in Schlachthöfen fordern die Gewerkschaften schärfere Kontrollen und bessere Arbeitsbedingungen. Die Branche falle oft mit schlechten Arbeitsbedingungen auf. Gerade jetzt komme es auf verstärkten Arbeitsschutz an.
Wohl wissend, dass die Beschaffenheit von
Arbeitsbedingungen für kapitalistisch wirtschaftende Unternehmen
eine Frage der Kost für den Profit ist, deshalb gesundheitliche
Beeinträchtigungen beim Werkeln für den Profit nicht ausbleiben,
daraus allerdings keine Kritik wird, wie schäbige
Arbeitsverhältnisse und Gewinnwirtschaft zusammengehören,
verfolgen Gewerkschaften schon immer die Linie: den Staat als
politischer Vorsteher der Gewinnmacherei als die richtige
Adresse angehen, gegen das unternehmerische Kostenkalkül
Auflagen zu erlassen – wiewohl die von allerlei Rücksicht auf
die Kapitalrechnungen künden, denen von Staats wegen nicht in
die Quere zu kommen. – In einer Pandemie, wo im Zuge eines
gesundheitspolitischen Notstands besondere Vorkehrungen zu deren
Einhegung getroffen werden, entdecken Gewerkschaften dies als
einzige Gelegenheit, den Staat endlich einmal was abzutrotzen,
was der sonst nicht auf der Agenda hat, gleich in einem
generelleren Sinn eigentlich schon ewig anstehende
gesundheitspolitische Schutzbedürfnisse einzufordern – und
bemerken nicht, dass wegen Corona gar nicht die sonst üblichen
kapitalverträglichen Rücksichtnahmen außer Kraft gesetzt sind:
was dem Staat da einleuchten würde an neuen Vorgaben fürs
Schlachterhandwerk, gehorcht allenfalls dem, was wegen dem Management
der Epidemie geboten erscheint und nicht weil der jetzt
sein Herz für geschundene lohnarbeitende Schlachter entdeckt *)– bzw.
anknüpfend an neuere Entwicklung mit Datum vom 20.5.20: dass der
Aufseher u.a. über das Fleischerhandwerk an die Vertragsformen
dort rangehen will, Werkverträge und Leiharbeit verbieten will
wegen einer hoheitlichen Diagnose einer generelleren „Kultur der
Verantwortungslosigkeit“, macht mit letzterer einen
Zusammenschluss mit einer epidemiebezogenen Sorglosigkeit im
Umgang mit den Billigarbeitern; ein sozusagen
pandemieübergreifender staatlicher Nachdruck in Sachen
ordentlicher Behandlung bleibend Ausgebeuteter, sodass den
Fleischkapitalisten dies wieder viel zu tricksen gibt, wie unter
neuen, auch teureren Geschäftsbedingungen die spitzenmäßigen
Weltmarkerfolge mit Fleischprodukten zu sichern wären.
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*)Nach Arbeitsminister Heil sei Fleischergewerbe bedeutende Branche. Da kann man ja mal nachhaken, wodurch: dadurch, dass die sich mit konkurrenzfähigen Billigpreisen auf den (Welt-)Märkten schlägt. Und worüber werden Dumpingpreise möglich? Ja, genau: durch die extreme Billigkeit, intensive/extensive Nutzung der angewandten Arbeit von Rumänen und Bulgaren.
Zur
Tarifrunde 2020:
Der
DGB als aktiver Mitbetreuer der "Herausforderungen" von
'Digitalisierung' und
den kapitalistischen Geschäftsoffensiven unter dem Titel
'Klimaschutz' -
2019/20
Pünktlich
zum
Einläuten der Tarifrunde 2020 gibt die IG Metall
Anschauungsmaterial für konstruktives Mitmachen bei der
Bewältigung der von den Staats- und Wirtschaftsmächtigen
angesagten und tatkräftig in die Tat umgesetzten sog.
Herausforderungen unter den Titeln Digitales und Klima -
irreführend insofern, dass Staat und Kapital den Erfordernissen
neuer Konkurrenztechniken und Geschäftssphären nicht einfach
hinterherhinken oder einfach so ausgesetzt sind, sondern
zielstrebig als Inhalt ihres Interesses sich zu eigen machen. Und
was da als zu Bewältigendes angemahnt wird, ist von sehr gegensätzlicher
Natur: je nach dem, wer als Kommandeur geldvermehrender Betriebe
eben deren Zweck gemäß sich sämtliche Mittel des
ökonomischen Kräftemessens in der Marktwirtschaft zu eigen macht
oder wer schlicht
abhängiger Betroffener davon ist, der die Konsequenzen
unternehmerischer 'Modernisierungen' zu tragen hat in Gestalt der
Verpflichtung auf entsprechende Anpassungsleistungen, nämlich
immerzu nach Qualität und Quantität die geforderten
Arbeitsleistungen zu erbringen, mit i.d.R. lohnsenkender
Neueinsortierung in die Lohnhierarchie - oder, was der
entscheidende Sinn betrieblicher Rationalisierung unter
marktlichen Vorzeichen ist: das Absurde, dass mit der
Perfektionierung von Produktionsabläufen die Arbeit nicht
erleichtert und weniger wird und dafür ein Gewinn
an freier Zeit herausschaut, sondern mit der Einsparung von
Arbeitskraft oder -menge diejenige der Bezahlung verfügt wird,
also eine einzige existenzielle Katastrophe für Angehörige
kapitalististischer Betriebe ist. - Und der DGB
mit einer seiner größten Einzelgewerkschaften IG Metall
erdreistet sich anno 2020 zu dem Sonderangebot an die
Metallwirtschaft, nach einer Niedriglohnrunde nach der anderen
für 2020
gleich gar keine Lohnforderung aufzustellen. Deutsche
Gewerkschaften sind so sehr Fanatiker der Lohnarbeit, dass sie für die
unternehmerische Gnade der Zurverfügungstellung eines
Ausbeutungsplatzes gleich ganz auf Geld, selbst in der Form von
allenfalls Entschädigung für geleistete Mehrarbeit und
Preiserhöhungen zu verzichten. Der DGB weiß einerseits nur
zu gut, wie seine Arbeiter und Angestellte auf jeden Cent
angewiesen sind und verlangt ihnen die Frechheit
ab, um des Arbeitenkönnens für fremden Reichtum der
Betriebseigner willen überhaupt sollten
sie davon Abstand nehmen, die schönen Arbeitsplätze danach zu
begutachten, weshalb sie drauf angewiesen sind:
Geld zum Leben. Mit dem Extraangebot zur Tarifrunde 2020 stellen
DGB
und Untergewerkschaften in Rechnung und akzeptieren schon immer,
wie dass, was für die meisten Existenznotwendigkeit ist, für
Unternehmer als Lohnkost für sein rentables Wirtschaften taugen
muss (von abhängiger Arbeit leben zu müssen,
verträgt sich also nicht damit, dass Kapitaleigentümer sie sich
seinem ökonomischen
Zweck Bezahlung gegen Erwirtschaftung von Profit
unterwirft) - und offeriert denen, gegen deren eigentliche Rechnungen, so
förderlich wie es ihrer Geldvermehrung ist, bezahlte Arbeit
wegzurationalisieren, Rücksicht walten zu lassen
dahingehend, jedenfalls nicht im großen Stil oder massenhaft den
Lohnabhängigen
ihre Existenzgrundlage zu nehmen mit im Gegenzug des
gewerkschaftlichen Angebots von Lohnverzicht. DGB gesteht der
nationalen Unternehmerschaft ihren beständigen Trieb nach
Wachstum ihres
Kapitals zu und will dies irgendwie unter einen Hut
bringen mit den materiellen Erfordernissen der Belegschaften
- was eben nur geht darüber, dass letztere auf jeden Fall das
Nachsehen haben. Er hat vor, alternative Weisen der Verabreichung
von Schäden für die Werktätigen zusammen mit den
Betriebsführungen auszuhandeln: wenn weniger Bedarf
nach geldschaffender Arbeit von Kapitalseite her besteht, könnte
man nicht,
statt gleich Entlassungen anzuvisieren, nicht auf
Arbeitszeitverkürzung (jawohl mit Lohnkürzung, wenn sich
dies
statt gänzlicher Freisetzung von Arbeitskraft rechnen soll) oder
Kurzarbeit zu machen (eine bezeichnende Verknüpfung der Not von
Erwerbstätigen, der Schonung der Sozialkassen und eines
vorauseilend vorgestellten Unternehmensnutzen:
den Unterhalt für die Firmen eigentlich Unbrauchbarer nicht vollständig
der
Arbeitslosenkasse
aufhalsen, sondern teilweiser Lohnersatz aus derselben dafür,
dass die Unternehmer
die
noch
kaum Verwendbaren auf die Umwälzungen im Zeichen des Digitalen
und Klimas hin zurichten). Letztlich mag dies glauben wer will:
die neue unternehmerische Realität dürfte einiges an
Erwerbslosenmasse und haufenweise Prekäres an
Beschäftigungsverhältnissen als deren neuen Standard
produzieren.
Zeitschrift
"Einblick"
Nr. 7/2019, S. 3:
"Was nützen
Arbeitsplätze, wenn Natur und Klima zerstört sind?"
In dem Satz wird die Zerstörung von Natur
und Klima als schlechte Bedingung für die kapitalistische
Produktion besprochen, der gerade die Rücksichtslosigkeit gegen
die natürlichen Voraussetzungen wegen des Profits eigen ist.
Diese Ungereimtheit erklärt sich von daher, dass der DGB
wohlwollend das kapitalistische Produzieren unter der
Bezeichnung Arbeitsplätze in ein Lebensmittel für die abhängig
Beschäftigten umlügt. Das wirkliche Verhältnis von bürgerlicher
Produktionsweise und Umweltruinierung kommt also gar nicht erst
ins Blickfeld, sondern die Gewerkschaft verschwafelt das
Kapitalistische am Standort in eine Veranstaltung des Ausgleichs
"verschiedener Interessen".
Wie in den Bereichen Arbeitsbedingungen, Wohnen und Rente
qualifiziert sich der DGB ebenso in Sachen Klima und Natur dazu,
dafür Sorge zu tragen, dass "auch zukünftige Generationen gut
leben und arbeiten können" (ebd. - welches Zitat allerdings im
Kontext der Digitalisierung steht, wo die Unterwerfung unter
neue Arbeitsverhältnisse als "Ausgleich" wahrheitswidrig
hingestellt wird). Sämtliche schädliche Wirkungen der
kapitalistischen Geschäftemacherei werden so thematisiert, dass
unter gewerkschaftlicher Beteiligung am "aktiven Strukturwandel"
(ebd.) unter Beibehaltung der Gegensätze und Härten für die
Arbeitnehmer Kapitalismus als heimatliches Gefilde für
diejenigen zu pflegen wäre, die für nichts anderes denn als
Material für die herrschenden Interessen von Kapital und Staat
eingeplant sind.
DGB
zu 100. Jubiläum der ‚Sozialpartnerschaft‘-Zeitschrift
Einblick/Nov. 2018:
Der DGB als Fanatiker des sozialen Friedens
Schon seit
Jahren gibt es eine Tendenz seitens bundesdeutscher Unternehmen zu
sog. Tarifflucht, womit sie sich die Freiheit, den Lohn als Waffe
in der Konkurrenz einzusetzen, eben jenseits irgendwelcher
tariflichen Bindungen, nehmen. Es ist außerdem bekannt, dass die
Gewerkschaften selber unter Anerkennung wie auch immer definierter
betrieblicher ‚Notlagen‘ mit sog. Öffnungsklauseln den Betrieben
ermöglichen, von tariflichen Standards abzuweichen.
Zu einem 100. Jubiläum meint der DGB, sich angesichts, entgegen
dieser Realität für tarifliche Bindungen oder
‚Allgemeinverbindlichkeit‘ von Tarifverträgen aufzubäumen.
Zum ersten kommt es ein bisschen darauf an, wie Tarifverträge
beschaffen sind, die allgemeine Geltung haben sollen – und da ist
zu konstatieren, dass Gewerkschaften immer schon Lohnzurückhaltung
geübt haben, immer schon in Rechnung gestellt haben, dass
Lohnforderungen irgendwie mit den Profitkalkulationen der
Unternehmen zusammengehen sollten, also das materielle Interesse
der Lohnabhängigen eher auf der Strecke blieb/bleibt.
Bemerkenswert
bei der Werbung für mehr Tarifbindung ist, dass alles Gründe für
sie vorgetragen werden, die welche für den Unternehmernutzen sind:
Wer damit hausieren geht, dass Tarifbindung für „gleiche
Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen“ sorge (S. 1), dem ist
offenbar weniger ein Problem, dass, wenn die Unternehmer
Lohndumping versuchen, der Schaden bei Arbeitern und Angestellten
liegt, und dem deshalb über entsprechende Tarifgestaltung und
–bindung ein Riegel davor geschoben werden sollte, die Arbeiter
per Lohndrückerei gegeneinander aufzubringen: nein, es wird das
Tarifgefüge als verlässliche Kalkulationsgrundlage für die
unternehmerische Konkurrenz über die jeweilige Branche hinweg
betont.
Und: es würden mit Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen die
unternehmerischen „Transaktionskosten minimiert“
und „betriebliche Verteilungskämpfe vermieden“ (ebenda).
Der DGB ist sich nicht zu schade, explizit mit dem Hinweis auf
„gesellschaftlichen Zusammenhalt“ (ebenda), den Tarifbindung
stifte, zum reibungslosen Gelingen der bundesdeutschen
Profimaschinerie beizutragen.
Fragt sich also eins ums andere Mal: wer braucht solche
Arbeitnehmervertretung, die sich derart offenkundig von den
materiellen Notwendigkeiten der in ihr Organisierten emanzipiert
hat?